Wie du am besten mit der Wut deines Kindes umgehst.

wut deines kindes

Ihr kennt sie, diese Phasen in denen das Kind gefühlt von einem Wutanfall in den nächsten wechselt und die für die ganze Familie sehr anstrengend sein können.

Aber wie kann ich denn nun damit umgehen, wenn mein Kind sich im Auto nicht anschnallen möchte, die Schuhe immer alleine anziehen will obwohl es das noch nicht kann, die Tasse ständig die falsche Farbe hat oder das Brot in kleinen Stücken das vorher gewünscht war nun zu einem Gefühlsausbruch führt?

Du siehst die Wut deines Kindes kann sich vielseitig zeigen.

Wie erwähnt gibt es bestimmte Lebensphasen, in denen solche Wutausbrüche gehäuft vorkommen. In meinem Artikel möchte ich dich an die Hand nehmen und dir Lösungsmöglichkeiten für folgende Themen aufzeigen:

  • Wie gehe ich mit der Wut meines Kindes um?
  • Wie gehe ich damit um, wenn ich selbst dadurch wütend werde?
  • Wie zeige ich meinem Kind bessere Wege im Umgang mit der Wut auf (ohne Strategien wie Schlagen, Treten, Beißen, Gegenstände werfen oder sich selbst verletzen)

Wann treten diese Wutausbrüche denn nun gehäuft auf?

Es gibt 3 Phasen, in denen die Ausbrüche besonders häufig beziehungsweise besonders intensiv vorkommen können. Das ist allerdings kein Muss. Mein erster Sohn beispielsweise hatte sehr wenige Wutausbrüche.

Phase 1:

In etwa zwischen dem ersten Geburtstag und vierten Geburtstag – die Dauer und Intensität kann wie gesagt variieren. Hier geht es insbesondere um die Themen “Ich möchte Dinge selber machen und kann oft noch nicht” und “Ich kann mich mit Worten noch nicht so ausdrücken wie ich es gerne würde und fühle mich nicht verstanden.” Oft lösen auch hinzukommende Geschwisterkinder große Gefühlsausbrüche im Kind aus, denn dies ist für die “Großen” oft eine nicht zu unterschätzende emotionale Herausforderung.

Wichtig zu wissen: Kinder haben hier noch nicht die nötige Hirnreife um sich selbst wieder zu beruhigen.

Phase 2:

Die Wackelzahnpubertät, um den 6. Geburtstag herum – hier wird das Kind vor viele emotionale und körperliche Herausforderungen gestellt. Zum einen beginnt der Körper sich zu verändern, zum anderen verändert sich auch im Außen viel. Der Wechsel vom Kindergarten in die Schule, neue Strukturen, neue Freunde stellen eine große Herausforderung da und kann die Wut deines Kindes verstärken.

Phase 3:

Das Teenageralter beginnt in etwa ab dem 10. Geburtstag – bei manchen Kindern selbstverständlich später. Hier wird das Kind vor enorme emotionale Herausforderungen gestellt. Der Körper entwickelt sich in ungewohnter Weise, das Gehirn strukturiert sich komplett um, die Freundschaften verändern sich, das andere Geschlecht wird plötzlich interessant und man fragt sich wer man eigentlich ist und sein möchte. 

Bitte sei dir bewusst, dass solche Wutausbrüche normal und von Kind zu Kind verschieden sind. Und dass du als Elternteil nichts falsch gemacht hast und somit die Wut verursachst.

Hinter der Wut steckt nach den Annahmen des Familiencoachings und der Gewaltfreien Kommunikation immer ein der Versuch, ein Bedürfnis zu befriedigen. Es wird davon ausgegangen, dass das Kind die Wut in diesem Moment als bestmögliche Strategie ansieht. 

Dahinter steckende Bedürfnisse könnten Nähe, Orientierung, Verständnis oder Empathie sein. Manchmal ist die Wut einfach Wut – zum Beispiel weil man sein selbst gesetztes Ziel nicht erreichen kann.

Wie gehe ich nun mit der Wut meines Kindes um?

Zum einen behalte bitte im Kopf, dass dein Kind dies als bestmögliche Strategie betrachtet, um sich ein unerfülltes Bedürfnis zu erfüllen. Es hat schlicht noch nicht gelernt, das Bedürfnis anders zu kommunizieren. Das Kind möchte dich mit dieser Strategie allerdings keinesfalls absichtlich ärgern oder reizen.

Wichtig ist, dass du dem Kind den Raum gibst, seine Gefühle auszuleben – wertungsfrei.

Nutze den Moment bestenfalls, um dich auch mit dir zu verbinden. Dein Kind braucht mitten im Gefühlssturm vermutlich sowieso keine Interaktion – diese kommt erst mal sowieso nicht im Gehirn an.

Setze dich also in der Nähe hin und verbinde dich mit dir. Schaue was du gerade für Gefühle und Bedürfnisse in dir vorfindest. 

Wenn du nun merkst, dass dich selbst auch die Wut überkommt, finde eine Strategie, um dich von diesen Gefühlen und der Situation zu lösen. Sei dir bewusst, dass dein Kind dich in dem Moment vermutlich nur triggert und versuche, die Gefühle bei deinem Kind zu belassen. Wenn es dir hilft, bewege dich, hole dir ein Glas Wasser und trinke es schluckweise, räume etwas auf. Achtung: Bleibe dabei aber in Verbindung mit deinem Kind. Wenn du den Raum verlässt kommuniziere das. Und spreche weiter – auch aus dem anderen Raum. Das muss dabei nicht direkt an dein Kind gerichtet sein. Du kannst auch einfach deine aktuelle Tätigkeit beschreiben.

Betrachte den Wutausbruch deines Kindes (nachdem die Situation aufgelöst ist) auch als Chance um zu reflektieren, wieso dich das gerade getriggert hat. Kennst du das aus deiner Kindheit? Wie bist du damals mit Wut umgegangen? Was hättest du dir gewünscht? 

Verbinde dich mit deinen Gefühlen und schaue, wie du diese auch vor deinem Kind entsprechend kommunizieren kannst. Denke dabei bitte an “Ich-Botschaften”!

Wut deines Kindes- Situation 1:

Was tue ich nun, wenn mein Kind schlägt, beißt, Gegenstände wirft?

Hier gilt – Reden bringt in der momentanen Situation nichts. Wichtig ist es zunächst zu handeln. Du darfst die Hände, Füße deines Kindes festhalten – nicht mit Gewalt, sondern einfach nur als Abgrenzung. Das Kind darf die Möglichkeit haben, die Hände weiterhin zu bewegen, allerdings geschützt durch deine Hände.

Wenn du das Bedürfnis hast, kannst du nur ganz knapp “Stopp” sagen.

Wenn du bemerkst, dass dein Kind sich langsam beruhigt begib dich (mindestens) auf Augenhöhe, wenn du magst auch tiefer. Denke daran nicht von oben herab mit dem Kind zu sprechen. Schaue ob dein Kind bereits dazu bereit ist, Nähe zuzulassen. Eventuell wünscht es sich jetzt erste Berührungen (Umarmung, Arm oder Schulter berühren oder streicheln). Denke aber daran, dass es auch Kinder gibt, die das grundsätzlich nicht möchten und respektiere diese Grenzen.

Wenn du magst, kannst du dann Dinge sagen wie “Das war jetzt aber anstrengend für dich, oder?”. Rede aber nicht weiter auf dein Kind ein und versuche nicht, die Situation sofort zu analysieren und zu klären.

Wut deines Kindes – Situation 2:

Wie gehe ich damit um, wenn mein Kind sich selbst verletzt?

Die Gefühle übermannen dein Kind gerade und es braucht dringend deine Hilfe. Und zwar körperlich, nicht verbal.

Auch hier gilt wieder dasselbe, wie beim körperlichen Angriff auf andere. Ruhig aber bestimmt und ohne grob zu werden dürfen die Hände festgehalten werden oder eine Hand an den Kopf gelegt werden – je nach Körperstelle die das Kind gerade verletzt. 

Die Emotionen dürfen sich erst mal legen. Dann kannst du – je nach Alter des Kindes – im Nachhinein über die Situation sprechen. ( Zum Beispiel: “Ich habe dich vorhin festgehalten, weil ich wollte, dass du dich nicht verletzt. Du warst richtig wütend oder? Ich bin für dich da.”)

Eventuell hilft euch auch ein Rollenspiel um nachher herauszufinden, wie das Kind sich im Umgang mit der Wut am wohlsten fühlen würde. Hier könntet ihr zum Beispiel Kissen werfen, in ein Kissen schreien, einen Knautschball drücken. Lasst eurer Kreativität freien Lauf und bindet das Kind mit in den Lösungsprozess ein, sofern es alt genug dafür ist.

Ihr werdet erstaunt sein, wie oft das Kind selbst wundervolle Lösungen findet.

Wut deines Kindes – Situation 3:

Was tue ich, wenn mein Kind mich beschimpft?

Auch hier gilt, das Kind experimentiert nur mit Worten. Oft ist die Bedeutung der Worte deinem Kind jedoch (vor allem im Kleinkindalter) nicht bewusst.

Für dich darfst du die Worte in diesem Moment beispielsweise übersetzen in “Mama ich brauche dich, nimm mich in den Arm.” oder “Mama ich kann das alleine. Lass es mich dir zeigen.”.

Wenn dein Kind bereit dazu ist verbalisiere gerne die Wut. Sage “Du bist gerade richtig wütend, oder? xy stört dich?”. Schlage dann im zweiten Schritt Möglichkeiten vor, wie das Kind mit der Wut umgehen kann (“Wollen wir gemeinsam richtig laut schreien? Oder fest aufstampfen?”).

Wenn du merkst es besteht die Bereitschaft dazu, dann kannst du nachdem der Wutanfall vorbei ist gerne in einem ruhigen Moment – und dieser muss nicht innerhalb der nächsten Stunden sein – das Ganze noch mal thematisieren. Ohne Vorwürfe und Beschuldigungen. Kurz und knapp. Vielleicht findet ihr auch gemeinsam Lösungen fürs nächste Mal, zum Beispiel alternative (lustige) Wörter, die verwendet werden können, wenn die Wut zurückkommt. Denke aber daran, dass das Kind nicht alle Lösungsvorschläge direkt beim nächsten Wutanfall umsetzen kann und gib ihm Zeit. Eventuell findet ihr auch ein “Codewort” für die nächste Situation – um euch gegenseitig daran zu erinnern, wie ihr mit der Wut umgehen wolltet.

Fazit

Nun nochmal die wichtigsten Basics zusammengefasst:

  • Sei für dein Kind da, begleite es und nimm seine Gefühle in der Situation einfach an
  • Verbinde dich mit dir selbst und schaue was du in diesem Moment gerade brauchst und was deine Gefühle gerade sind -> kann auch für eine Nachbearbeitung deinerseits später hilfreich sein
  • Bei der Gefahr von Verletzungen, schreite bestimmt aber nicht gewaltvoll ein und schütze die Umgebung und das Kind selbst
  • benutze nicht zu viele Worte während des Wutausbruchs, hebe dir das eventuell für später auf. Achte aber auch dann darauf nicht jede Situation jedes mal nachzubesprechen und zu beurteilen – finde lieber gemeinsam Lösungen
  • biete Nähe und Unterstützung an, dränge dich aber nicht auf
  • zeig dem Kind außerhalb solcher Situationen, wie es seine Gefühle bestenfalls verbalisieren kann und wie ihr gemeinsam Lösungen für unerfüllte Bedürfnisse findet.

Denke immer daran, dass dein Kind sich nur ein Bedürfnis erfüllen möchte und nicht gegen dich handelt. Und denke daran, auch deine Bedürfnisse zu erfüllen, um in stürmischen Situationen entspannter reagieren zu können.

Viel Erfolg und Spaß bei der Umsetzung der Tipps! 

pexels-cottonbro-4690301

Hey, ich bin Anna Lea!

Als Expertin für Familiencoaching, insbesondere für die Altersgruppe 0-6 Jahre, helfe ich dir dabei, die authentische Persönlichkeit jedes einzelnen Familienmitgliedes zu stärken und zur Potentialentfaltung beizutragen. Hierzu nutze ich auch gerne das Holistic Human Design. Für einen Alltag voller Leichtigkeit und Harmonie.
pexels-joellen-moths-3372783

Familiencoaching

Du suchst einen Weg um den Familienalltag entspannter zu gestalten und deine Kinder auf Augenhöhe zu begleiten? Lass mich dir in einer Coaching Sitzung die Hand zur Veränderung reichen.
pexels-alexandro-david-1835016

Holistic Human Design Coaching

Du willst mehr über dich und deine Einzigartigkeit lernen und dein Potential endlich wieder voll entfalten? Oder wünscht du dir das für dein Kind?